Geschichte
Die Zeit der Lichtstuben in Gethles ist vorbei, aber ein alter Volksbrauch, der sich "Herrschekloese" nennt, ist bis heute erhalten geblieben.
Um die Weihnachtszeit, genauer am 23. Dezember, durchziehen noch heute ganz in Stoh eingebundene Männer, lärmend das Dorf. Über ihren Kopf haben sie einen "Storm" gestülpt. Der "Storm" hat die Form einer Zuckertüte. Die Außenseiten sind mit Papierschnipseln beklebt, deren Enden im Sturm flattern. Löcher für Augen sind an der Maske ausgelassen. Die vermummten Gestalten tragen um den Hals "Pferderollen" (kugelförmige Glocken mit dumpfem Klang). An diesem Tage war es den Dorfbewohnern verboten sich auf der Straße blicken zu lassen. Wer gegen dieses ungeschriebene Gesetz verstieß, musste mit Ruten-Schlägen der "Herrschekloese" rechnen.
Die "Herrschekloese" werden traditionell bei der Familie Reinhardt in einer Scheune eingebunden und kommen, nachdem der Ortsbürgermeister seinen Segen gegeben hat, um 18 Uhr aus der "Höll" auf den Dorfplatz gerannt. Wenn sie 3 Runden auf dem Dorfplatz gerannt sind, beginnt das Spektakel. Zur besseren Untermalung machen die sog. "Batscher" einen ohrenbetäubenden Lärm mit ihren Pferdepeitschen. Zwei Männer ("Hollen"), die Frauenkleider und einen Korb ("Kütze") tragen, werden von jeweils drei "Herrschekloesen" begleitet und sammeln Gaben, die sie von den Dorfbewohnern bekommen. Dafür, dass die bösen Geister (die dunklen Nächte) der täglich höher steigenden Sonne weichen müssen, schenkt die Holle den Kindern - dem jungen frischen Leben - Süßigkeiten, Nüsse und Mandarinen. Wer böse war oder kein Gedicht oder Lied aufsagen kann, wird mit Schlägen bestraft.
Einige "Herrschekloese" tragen keine Glocken. Sie werden "Schleicher" genannt und schleichen durch's Dorf um die umherlaufenden Leute zu bestrafen. Wenn dann die "Herrschekloese" wieder in der
"Höll" verschwinden, wird im Festzelt weitergefeiert. Dort haben sich die Mädchen des Dorfes und die Zuschauer in der Zwischenzeit eigefunden. Die Helfer, "Batscher" und "Herrschekloese" werden
dort verpflegt und es wird bis frühmorgens gefeiert.
Ursachen und Wesen dieses Volksbrauchs gehen bis tief in die Urzeit zurück.
"Herrschekloese" ist nach alter Gethleser Mundart geschrieben worden. Die beiden letzten "e" werden nicht gesprochen.